Preisverleihung 2011

Der Hans-Kilian-Preis 2011 ging an den deutschen Kultur- und Literaturwissenschaftler Hartmut Böhme.

Hartmut Böhme

Hartmut Böhme, Professor für Kulturtheorie und Mentalitätsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, ist erster Träger des "Hans-Kilian-Preises zur Erforschung und Förderung der metakulturellen Humanisation". Hartmut Böhme ist Professor für Kulturtheorie und Mentalitätsgeschichte am Institut für Kulturwissenschaften der Humboldt-Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Natur- und Technikgeschichte in den Überschneidungsfeldern von Philosophie, Kunst und Literatur, Historische Anthropologie, insbesondere Geschichte des Körpers. 2009/10 war er Fellow am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie in Weimar; er hat Gastprofessuren in den USA und in Japan wahrgenommen.

In der Jurybegründung wurde unter anderem würdigend erwähnt:

"Hartmut Böhme hat in mehreren (interdisziplinär ausgerichteten) Arbeiten nicht zuletzt seinem anhaltenden Interesse an psychologischen und insbesondere psychoanalytischen Fragestellungen, Denkformen und Forschungen auf eindrucksvolle Weise Ausdruck verliehen. In bedeutenden Publikationen u.a. zur Kultur- und Mentalitätsgeschichte sowie zur Ideen- und Begriffsgeschichte wird nicht zuletzt die Bedeutung der Psychoanalyse – auch als Sozial- und Kulturwissenschaft – deutlich. Historische sowie sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektiven charakterisieren das Lebenswerk des ersten Preisträgers seit langem. In jüngster Zeit zeigt sich das beispielsweise in Böhmes eindrucksvollen, zeitdiagnostisch gehaltvollen Studien über den Fetischismus und seine Bedeutung in der Moderne. Mit seinen interdisziplinären Forschungen, die die Psychologie und Psychoanalyse einbeziehen, zu aktuellen Phänomene vertritt Hartmut Böhme solche Perspektiven, die für die Vergabe des Hans-Kilian-Preises wesentlich waren.

Zu weiteren wichtigen Verdiensten von Prof. Böhme gehört sein einzigartiges Engagement für die Etablierung und Institutionalisierung interdisziplinärer Forschung auch in der universitären Lehre. Nicht zuletzt sein anhaltender Einsatz in Arbeitskreisen, in denen die Psychoanalyse wieder näher an die internationalen, dynamisch sich entwickelnden Sozial- und die Kulturwissenschaften unserer Gegenwart herangerückt werden soll, wird mit der Preisvergabe gewürdigt.

Die Jury geht davon aus, dass vom ersten Preisträger des Hans-Kilian-Preises erwartet werden darf, dass das Interesse der Sozial- und Kulturwissenschaften an psychoanalytischen und psychologischen Denkweisen befördert und im Rahmen einer exzellenten interdisziplinären Forschung ausdifferenziert wird. Wenn deren Ergebnisse nicht nur in der universitären Lehre diskutiert, sondern auch in der Öffentlichkeit rezipiert werden, dann wäre ein wichtiger – zukunftsorientierter – Zweck des Preises und dieser Preisvergabe erfüllt."

Ausgewählte Buchveröffentlichungen

Freud und die Antike (Mitherausgeber, 2011)

Krieg in Worten / War in Words. Transformations of War from Antiquity to Clausewitz (Mitherausgeber, 2011)

Ludi Naturae. Spiele der Natur in Kunst und Wissenschaft (Mitherausgeber, 2010)

Transformationen antiker Wissenschaften (Mitheraus-
geber, 2010)

Der Code der Leidenschaften. Fetischismus in den Künsten (Mitherausgeber, 2010)

Walter Benjamin: Aura und Reflexion. Schriften zur Kunsttheorie und Ästhetik (Mitherausgeber, 2007)

Fetischismus und Kultur. Eine andere Theorie der Moderne (2006)

Topographien der Literatur. Deutsche Literatur im transnationalen Kontext (Herausgeber, 2000)

Netzwerke. Eine Kulturtechnik der Moderne (Mitherausgeber, 2004)

Feuer Wasser Erde Luft. Eine Kulturgeschichte der Elemente (Mitautor Gernot Böhme, 1996/2002)

Das Andere der Vernunft. Zur Entwicklung von Rationalitätsstrukturen am Beispiel Kants (mit Gernot Böhme, 1983; 2. Aufl. 1985 und 3. Aufl. 1999)

Preisverleihung

Die Preisverleihung war presseöffentlich. Die persönlichen Einladungen von Privatgästen erfolgten schriftlich.

Die Preisverleihungszeremonie wurde durch das Begrüßungswort der Vizepräsidentin der TU Darmstadt, Prof. Dr. Petra Gehring, eröffnet. Nach der Ansprache des Vorsitzenden des Kuratoriums für den Hans-Kilian-Preis Herrn Dr. Heinz-Rudi Spiegel hielt die Stifterin Dr. Lotte Köhler den Vortrag über das Leben und wissenschaftliche Anliegen des Namensgebers des Preises, Professor Hans Kilian. In seiner Laudatio an den Preisträger würdigte Prof. Dr. Jürgen Straub (Ruhr-Universität Bochum) das breite Spektrum der Werke von Prof. Dr. Hartmut Böhme (Humboldt-Universität zu Berlin) auf dem Feld transdisziplinärer Kulturpsychologie und -geschichte. Anschließend hielt der Preisträger Herr Professor Böhme den Vortrag "Der zergliedernde Akt", in dem er über die Bild- und Psychohistorie der Anatomie sprach.

Beim feierlichen Empfang hatten die Gäste auch die Möglichkeit, sich auf den Bücherständen neben den Bücherveröffentlichungen des Preisträgers auch die durch die Köhler-Stiftung geförderten Publikationen sowie Bücher aus dem Psychosozial Verlag Gießen anzuschauen. Anlässlich der Preisverleihung war beim Psychosozial Verlag ein Band mit ausgewählten Schriften Hans Kilians und wissenschaftlichen Beiträgen zu seinem Leben und Werk erschienen (Kulturelle Evolution und Bewusstseinswandel, hrsg. von Lotte Köhler, Jürgen Reulecke und Jürgen Straub, Gießen 2011).

Im Namen des Kuratoriums und der Stiftung danken wir allen Gästen für ihr Interesse und persönlichen Beiträge zur Preisverleihung, die den Abend in einer sehr warmen Atmosphäre verlaufen ließen und ihn zu einem ganz besonderen akademischen Anlass zu machen verhalfen.

 

This website is also available in the English language.
Hans Kilian Award 2011